Freunde oder der Rest der bleibt!

Bevor die Panikstörung ausgebrochen ist, hab ich viel unternommen und gearbeitet. Abends weggehen, mal in die Disco, mal zum Billard....alles was so zum Spaß haben dazu gehört. Ich hatte viele Freunde und Kontakte, mein Telefon voll mit Nummern und täglich voll in Aktion.
Was passiert nun, wenn so eine Panikstörung sich mitten in dein Leben setzt?
Da die Ängste ja am Anfang nicht permanent präsent sind, kann man sich sehr gut mit der ein oder anderen Ausrede rauswinden.

  • Du heute habe ich keine Zeit
  • Ach Mensch es ist mir schon etwas zu spät
  • Ich fühl mich heut nicht so gut
  • Morgen wäre mir ein treffen lieber
  • usw...

Noch haben diese kleinen unscheinbaren Ausreden absolut keine größere Auswirkungen ausser evtl. einem kurzzeitig beleidigten Freund. Wenn die Ängste jedoch zunehmen und du ständig absagen musst, dann wird es ein wenig problematischer.
Besonders engere Freunde fangen an zu hinterfragen...

  • Was ist denn los mit dir?
  • Ist soweit alles ok bei dir?
  • Hast du keine Lust mehr auf unsere Freundschaft?
  • Hab ich dir was getan dass du dich so zurück ziehst?

All diese Fragen kommen auf dich zu und du merkst, du kommst langsam aber sicher in Erklärungsnot.
Bei flüchtigen Kontakten oder Bekanntschaften ist es meist zu verkraften, der Kontakt schläft halt ein...
Bei festeren und vor allem absolut wichtigen Freundschaften, also bei Menschen die dir richtig was bedeuten, wird es jetzt schwieriger. Meist ist ja "Vertrauen" eine wichtige Grundbasis einer Freundschaft. Irgendwann bleibt dir nichts anderes übrig, als dich zu outen.

 

ICH HABE EINE PANIKSTÖRUNG!

 

Uff.....es ist raus. Es spielt natürlich schon auch eine Rolle wie stark deine Panikstörung ausgeprägt ist. Wichtig ist, dass du deinem Freund alles erzählst und diesen sozusagen aufklärst. Was dann kommt, kannst du nur abwarten. Meist versucht der Freund es zu verstehen und bietet wertvolle freundliche Hilfestellungen an. Das ist der wundervollste bestmögliche Ausgang.


Um einiges brisanter wird es, wenn die Panikstörung so ausgeprägt ist das du dich isolierst, also komplett gar nicht mehr weg gehst, die Wohnung sozusagen nicht mehr verlässt oder dich nur im Hof/ums Haus herum bewegst.


Die meisten Menschen die noch nie selber mit solchen Störungen zu tun hatten oder haben verstehen deine Ängste und Gefühle sehr schlecht. Sie können es nicht nachvollziehen und manche schreckt es regelrecht ab. Akzeptanz und Toleranz ist meist gar nicht mehr so vorhanden und das tut weh, verdammt weh!


Nicht selten kommen dann Aussagen wie: "Mit dir kann man ja nichts mehr anfangen!", "Ich will was unternehmen und nicht den ganzen Tag doof bei dir sitzen"!


Das aller schlimmste für uns ist jedoch das immer wieder sich erklären müssen, das rechtfertigen warum ich nicht raus kann, warum ich mich nicht traue, was ich gerade fühle, wovor ich gerade am meisten Angst habe. Manche Menschen kommen auf die Idee alles zu belächeln oder so super Klugscheisser-Sätze rauszuhauen wie

"STELL DICH NICHT SO AN!"

"ACH DAS GEHT SCHON GLEICH WIEDER VORBEI!"

Lasst euch allen, die das hier nur zur Information lesen und nicht selber an einer Panikstörung leiden, gesagt sein:

LASST ES, SOWAS IST NICHT HILFREICH, WIR STELLEN UNS NICHT SO AN WIR ERLEBEN SYMPTOME REAL! DIESE VERSCHWINDEN AUCH NICHT SO MIT DEM FINGERSCHNIPPEN!

Im Gegenteil, mit solchen Sprüchen katapultiert ihr einen Panikler noch in unnötige Depressionen usw.