Es gibt so viele verschiedene Arten von Angst, ich könnte hier alle gar nicht aufschreiben. Aber alle Ängste haben etwas gemeinsam: Sie sind ein GEFÜHL und nicht lebensbedrohlich!

​Mein Bereich ist die Agoraphobie mit Panikstörung. Nicht selten begleitet von einer kleineren oder etwas größeren Depression. Wenns hier zwickt und da zwickt, rennt mein Hirn los und schlägt Alarm. Es könnt ja eine schlimme Krankheit sein. Die meisten rennen direkt zum Arzt und lassen sich untersuchen aber ich nicht, denn selbst davor hab ich Angst. Vor eventuellen schlechten Nachrichten, manchmal muss ich wirklich selbst über mich lachen.....aber halt nur, wenn ich gerade nicht in der "Angstschleife" bin.

 

Angefangen hat alles schleichend, da waren z.B

• die Autobahnfahrten, für mich war es wie "ausgeliefert" sein zwischen einer Ausfahrt und der nächsten. Ich kann nicht einfach mal abbiegen und anhalten weil es mir schlecht geht. Symptome wie Herzrasen, Schweissausbrüche, Luftnot, Zittern sind sofort aufgetaucht
• das Einkaufen, wenn ich lange an der Kasse anstehen muss und nicht weg kann, weil ich mich nicht blamieren wollte oder mir einfach alles zu eng war. Auch hier sind diese Symptome wie Herzrasen und Schweissausbrüche sofort da
• die öffentlichen Verkehrsmittel, das Gefühl "gefangen" zu sein weil man zwischen den Haltestellen nicht einfach raus kann und was mach ich dann mitten in der Pampa wenn es mir schlecht geht? Auch hier war Herzrasen, Schwindel usw. keine Seltenheit
• oder ganz banales wie auf eine Rechnung in einem Restaurant warten, wenn es so ewig dauert. Die Ruhelosigkeit, wenn ich weg wollte aber nicht konnte, weil ich ja noch bezahlen muss....furchtbar

​Wenn man dies alles so spürt und ins Grübeln verfällt, dann fängt man an zu vermeiden.....

• Autobahn fahren? Ach wieso denn, wir können ja etwas länger unterwegs sein und die Dörfer abfahren.
• Einkaufen? Heute brauche ich doch nichts und vielleicht kann ja mir jemand was mitbringen oder noch besser, mein Partner geht für mich.
• Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Wozu wenn ich ein Auto hab, das kann ich dann so parken, das ich direkt schnell wieder wegfahren kann wenn es mir schlecht geht.
• Auf eine Rechnung warten? Ich kann mir auch einen Eisbecher selber machen, dazu brauche ich nicht in ein Cafe.

 

Genau hier ist der Geburtsort der Welt der Panikattacken......ich nenne dies absichtlich "Welt", denn es dreht sich wirklich alles nur noch um die Panikattacken und um nichts anderes mehr auf der Welt. Du stehst mit diesen Gefühlen auf und gehst mit ihnen ins Bett. Du richtest dir den ganzen Alltag nach der Angst.

 

Heute kann ich wirklich behaupten, das diese Welt nur durch die Vermeidung geschaffen wird. Ich bin jedoch ehrlich, wenn du in der Angst bist, dann siehst du das nicht so. Du möchtest nur eines und zwar; ganz schnell weg mit diesen furchtbaren Gefühlen. Wer zum Teufel mag schon diese Symptome und/oder Gefühle? Ich nicht.....aber so langsam fange ich an zu begreifen, das man sie auch annehmen kann, ihnen "Raum" geben kann, zu sagen: "Okay Angst/Symptom, du bist jetzt da, was möchtest du mir sagen? Ist es denn wirklich so wie du es mir im Moment sagst? Vielleicht können wir ja gemeinsam schauen ob es in 2-3-4 oder vielleicht 5 Minuten immer noch so ist, in dieser Zeit könnten wir uns ja etwas anderes anschauen z.B. die Umwelt oder etwas anfassen und ertasten ob es weich oder hart ist". In diesem Moment gebe ich der Angst also ihren Raum zum toben und gleichzeitig richte ich meine Gedanken wo anders hin. Das hört sich allerdings viel viel leichter an als es ist. Für uns schier unvorstellbar, wenn die Angst uns übermannt.

 

​Leichter jedoch ist es, eine Situation zu vermeiden. Wenn ich mich gerade unwohl gefühlt habe und eigentlich etwas unternehmen wollte, hab ich es auf später verschoben. Irgendwann wird dann aus dem "später" der nächste Tag, die nächste Woche usw.. Auch Termine sind schnell abgesagt. Einmal in diesem Vermeidungsstrudel drin, wird es immer größer, denn darauf folgt die ANGST VOR DER ANGST. Was ist denn das? Ganz einfach erklärt: "Es könnte ja sein, das ich, wenn ich z.B. einen Termin habe und dort hingehe doofe Angst-Symptome bekomme" Ohje, schon dass das eintreten könnte, macht mir Angst. Ich lasse es lieber". Ein klar Denkender würde jetzt sagen: "Schau es dir doch erstmal an", aber derjenige der in der Angst drin ist traut sich nicht, lieber probiere ich es beim nächsten oder übernächsten Mal. Das Kuriose dabei ist, du fühlst dich zwar im Moment erleichtert und beruhigst dich wieder, aber später bist du von dir selbst enttäuscht. Nach einer Angst findest du meistens alles so lächerlich, wie kann ich bloß vor sowas Angst haben, macht doch jeder Mensch nur leider ist das nicht so wenn du in der Angst drin bist und das schlimmste.....beim nächsten Mal erinnert sich dein Kopf und dein Körper an das letzte Mal....."hey, beim letzten Mal hattest du Angst davor, dies oder jenes zu machen, weisst du noch, ich glaub du solltest vorsichtig sein und nochmal überdenken ob du es dieses Mal machst" und zack bist du wieder drin....du hast Angst vor der Angst und stehst vor der Frage.....Vermeiden? oder Trotzdem tun?