Vermeidung
Findest du oft Ausreden wenn du etwas erledigen oder machen musst wie z.B.
- Heute ist nicht der richtige Tag dazu
- Heute fühle ich mich nicht gut
- Ich bin müde, ich schiebe es lieber auf morgen
- Ich bin unruhig heute mache ich das lieber nicht
Willkommen in der Vermeidung und füttern der Angst.....
Füttern? Ja, füttern......es ist nämlich so....
Unser Gehirn speichert sich sämtliche Abläufe, Gefühle, Gesehenes und Erlebtes im laufe eines Tages ab. So wie jeder Mensch positive aber eben auch negative Erinnerungen aus der Vergangenheit hat und auch vor dem geistigen Auge z.B. eine Situation von früher wieder abspielen kann, erinnern wir uns auch an so ein wahnsinniges Ereignis wie die Angst/Panikattacke. Hier möchte ich an einem Beispiel zeigen, wie sich eine Vermeidung aufbaut:
Heute...
Ich wache morgens auf und starte meinen Tag mit einem Frühstück. Ich weiss dass ich unbedingt einkaufen muss, also mache ich mich fertig und fahre los zum nächsten Laden. Eigentlich hab ich heut gar keine richtige Lust, eventuell ist es auch ein wenig zu warm oder zu kalt (Umwelteinflüsse), aber ich muss unbedingt was einkaufen. Also rein in den Laden. Puh heute ist es aber ganz schön voll und auch so eng. Ich brauch ja nicht so viel, ich hab es gleich. Oh man die oder der vor mir an der Theke braucht auch noch so lange. Langsam werde ich unruhig und bekomme ein wenig Herzrasen, was ist denn das jetzt. Ein wenig unruhig setze ich meinen Einkauf an der Theke fort und fülle weiter meinen Einkaufswagen. Jetzt muss ich auch noch bis ganz ans Ende des Geschäftes, ok das geht schnell und dann nichts wie ab an die Kasse. Gesagt getan, schnellen Schrittes gehts, nachdem ich endlich alles hatte was ich gebraucht habe, in Richtung Kasse wo ich das größere Übel direkt wahr nehme. Eine ellenlange Schlange weil wieder nur 1 Kasse offen ist. Na toll, jetzt dauert das ewig, derweil will ich doch einfach nur noch heim, aber geht ja nicht, ich kann ja schlecht alles stehen lassen und ohne Einkauf heimfahren. Mir ist plötzlich so warm und ich bekomme wieder das komische Herzrasen, hoffentlich sieht man mir das nicht an, das wäre mir schon peinlich. Ach Gott und was ist wenn ich jetzt umkippe. Man die sollen schneller machen ich fange schon an zu zittern. Jetzt bin ich endlich dran, bloß nichts anmerken lassen, bezahlen und nichts wie raus an die frische Luft. Draussen einmal tief durchatmen, schon besser. Jetzt nichts wie zum Auto und nach Hause. Zu Hause angekommen erstmal hinsetzen und durchatmen. Man war das jetzt komisch, aber jetzt geht es mir wieder besser.
Zwei Tage später...
Ich wache morgens auf und starte meinen Tag mit einem Frühstück. Ich weiss das ich unbedingt einkaufen muss. Gedankenspiel: Oh man, jetzt muss ich da wieder hin fahren, am liebsten würde ich es nicht tun, aber ich muss, es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Ob ich wieder so ein komisches Gefühl bekomme? Ich mache mich fertig und steig ins Auto. Am Parkplatz vom Geschäft angekommen merke ich das ich etwas nervös werde, bekomme schwitzige Hände. Komm los heute ist es eh nicht viel, das geht ratzfatz, Einkaufswagen geschnappt und ich schiesse los als ob wenn ich auf der Flucht wäre. Oh oh ich merke ein wenig Herzrasen, komm ich mach ein bissl schneller ich schaffe das, da vorne an der Theke steht heut keiner, kann ich direkt durchstarten. Hoffentlich steht auch an der Kasse keiner, nicht dass ich wieder so empfinde wie beim letzten mal, die Beine fühlen sich schon ganz schlapp an. Ich spurte zur Kasse, bin zum Glück gleich dran, mit zittrigen Händen bezahle ich und renne wie wild mit samt dem Einkauf raus. Puh frische Luft tut gut, jetzt nichts wie ab nach Hause. Zu Hause angekommen, erstmal durchatmen, ja das tut gut, jetzt fühl ich mich ein wenig sicherer.
Wieder zwei Tage später....
Ich wache morgens auf und starte meinen Tag mit einem Frühstück. Ich weiss das ich unbedingt einkaufen muss. Gedankenspiel: Oh man, ich hab jetzt schon ganz schwitzige Hände wenn ich nur daran denke das ich da hinfahren muss. Ein wenig Herzrasen hab ich auch, bissl übel und generell komisch. Ach weisst du was, ich bestelle heute einfach eine Pizza, morgen ist ein neuer Tag, da gehts mir bestimmt besser. Schau, sogar jetzt werde ich schon ruhiger.
Ebenfalls zwei Tage später....
Ich wache morgens auf und denke als erstes, gestern hab ich das Einkaufen nochmals geschoben, heute muss ich wirklich, aber ich schaffe es nicht. Was ist wenn die Symptome wieder kommen, ich möchte das einfach nicht. Ich rufe einen Freund/Partner/Kind/Eltern an und frage ob derjenige mir einfach ein wenig was besorgen und vorbeibringen kann.
Ab hier wird es super schwer wieder aus diesem Strudel rauszukommen......Vermeidung ist ein richtiges Arschl...
Dies war jetzt ein Beispiel wie sich so eine Angst aufbaut und wie es dann zur Vermeidung kommt. Wenn du jetzt nicht nur bei einem Problem die Vermeidungstaktik anwendest, sondern überall wenn die Angst auftaucht, wird dein....ich sage dazu "Bewegungs-Umkreis" immer weniger. Du verschliesst dich, ziehst dich in allem und überall zurück.
- kein Einkaufen mehr
- keine Unternehmungen
- keine Termine nimmst du mehr wahr
- hast immer mehr Fehltage in der Arbeit oder hörst gar das arbeiten ganz auf
- triffst dich immer weniger oder gar nicht mehr mit Freunden
- gehst auf keine Feiern mehr, selbst Familienfeste sagst du ab
- Urlaub fahren kommt gar nicht mehr in Frage
- Jede Kleinigkeit die dich aus deinem Geschützten Bereich, deinem zu Hause führt ist nur noch eine Qual oder schlicht nicht mehr machbar
Wenn es soweit kommt, wenn du so viel vermeidest, isolierst du dich komplett vom Leben. Tue es NICHT!
Ich weiss, leichter gesagt als getan. Schliesslich fühlt es sich so gut an, wenn die Angst/Panikattacke nachlässt. Aber das tut sie nur im Moment. Unser Hirn sucht automatisch schon nach dem nächsten Problem. Um nicht zu vermeiden brauchst du reichlich viel Kraft und eine ordentliche Portion Mut! Hier muss ich wieder innerlich lachen. Ich lieb ja solche "Klugscheissereien"....Hab mal Kraft und Mut wenn du Angst hast....einfach nur lächerlich!
Wir Betroffenen müssen uns also "Mut" machen und "Kraft" tanken. Da gibt es viele Möglichkeiten wie du das machen kannst, du musst ausprobieren und testen. Am besten geht das mit einer Unterstützung bzw einer unterstützenden Person. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten von der Familie, dem Freund/Freundin, dem Lebenspartner/Partnerin oder Therapeuten.